Strukturen statt Bauchgefühl

Warum das Scale-up Leadership Programm für Gründer:innen so wertvoll ist – ein Erfahrungsbericht von Nanoedge

Wenn ein junges Unternehmen wächst, verändern sich die Anforderungen an Führung und Organisation. Entscheidungen, die zuvor aus dem Bauch heraus getroffen wurden, brauchen plötzlich klare Strukturen. Das Scale-up Leadership Programm des CyberForum, gefördert durch die L-Bank, unterstützt Gründer:innen dabei, diesen Übergang bewusst zu gestalten – mit individueller Begleitung, fundiertem Wissen und einem Netzwerk aus Gleichgesinnten.
Sven Damian vom Karlsruher Startup Nanoedge hat am Programm teilgenommen und berichtet, was es in seinem Führungsalltag verändert hat – und warum sich die Teilnahme auch ohne konkreten Plan lohnen kann.

Von Ariane Lindemann

Warum habt ihr euch für das Scale-up Leadership-Programm entschieden?

Der Grund, warum wir uns für das Scale-up Leadership-Programm entschieden haben, basiert grundsätzlich darauf, dass wir natürlich den Wunsch haben, dass unser Unternehmen weiter wächst. In diesem Zuge kamen schnell Themen wie der möglichst effektive Vertriebsaufbau für die nächsten Entwicklungsphasen oder auch der entstehende Personalbedarf bei uns Gründern auf. Nicht auf alle Punkte hatten wir direkte Antworten – in manchen wussten wir schon vorher, dass externer Input hilfreich wäre.
Zwar haben wir alle unterschiedliche Erfahrungen aus verschiedenen Firmen, aber dort konnte man auf Bestehendes zurückgreifen oder musste einfach umsetzen, was vorgegeben war. Im eigenen Startup ist das anders – man muss vorgeben und vorleben. Diese Erkenntnis hat sich im Programm nochmal deutlich bestätigt.
Über einen Newsletter haben wir vom Start des Programms erfahren und uns ziemlich spontan, ohne großes Nachdenken, beworben.

Was war euer bisher größtes Aha-Erlebnis im Programm?

Das größte Aha-Erlebnis war wahrscheinlich die Erkenntnis, dass es anderen Gründern gar nicht so anders geht als uns – obwohl die Startups in ganz unterschiedlichen Branchen unterwegs sind.
Das mag banal klingen, aber gerade das hat den größten Lernerfolg gebracht. Ich kann gar keinen spezifischen Punkt nennen, aber die Praxisbeispiele der anderen und die daran anknüpfenden Coachinginhalte haben bei mir oft dazu geführt, dass ich Dinge im eigenen Unternehmen klarer sehen konnte. Schwachstellen wurden greifbarer. Man könnte sagen, ich habe ein Stück meiner eigenen „Betriebsblindheit“ verloren.

Welche Inhalte oder Formate haben euch besonders weitergebracht und warum?

Vor allem die Inhalte rund um das Thema Personal haben uns, insbesondere mich, am meisten weitergebracht. In Sachen Personalaufbau und Führung wurden uns klare Strukturen und Werkzeuge vermittelt, die uns künftig sehr helfen werden.
Wir konnten erstmals eine klare Linie in unsere Planungen bringen, die vom Onboarding bis zum gezielten Übertragen von Verantwortung reicht. Das wird für uns ein echter Leitfaden.

Wie hat sich euer Führungsverständnis durch das Programm verändert oder geschärft?

Unser Führungsverständnis hat sich nicht grundlegend verändert, aber wir haben durch das Programm viele Herangehensweisen geschärft. Besonders in der Personalplanung und im Vertrieb werden wir künftig strukturierter vorgehen und unsere Ansätze überdenken.

Was nehmt ihr ganz konkret in euren Führungsalltag mit?

Wir haben erkannt, dass sich viele offene Baustellen durch ein strukturierteres Vorgehen deutlich verbessern lassen. Das fängt bei unserem eigenen Selbstmanagement an und betrifft auch scheinbar einfache Themen, für die es bisher keinerlei Abläufe gab.
Wir arbeiten jetzt daran, unsere losen Planungen messbar zu machen. Das soll nicht nur uns Gründern helfen, sondern auch unsere Mitarbeitenden in ihren Prozessen gezielter unterstützen.

Gab es auch herausfordernde Momente? Und wie seid ihr damit umgegangen?

Die gab und gibt es. Es hat sich gezeigt, dass viele Schwierigkeiten eigentlich Kommunikationsprobleme sind. Wir müssen Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten künftig noch stärker an den Persönlichkeitsprofilen der Teammitglieder ausrichten.
Das führte manchmal zu Diskussionen. Aber genau diese Auseinandersetzungen haben uns als Team gestärkt. Wir sehen heute schon konkrete, positive Veränderungen und sind dadurch in unserer Führungsverantwortung gewachsen.

Wem würdet ihr das Programm empfehlen und warum?

Wir sind eher zufällig auf das Programm gestoßen, als unser Bedarf noch gar nicht so klar definiert war. Im Nachhinein war das vielleicht sogar ein Vorteil, weil wir ganz unvoreingenommen an die Module herangegangen sind und dadurch viel offener für neue Perspektiven waren.
Ich würde das Programm allen Gründern und Führungskräften empfehlen, die sich aus der ersten Startup-Phase herausentwickeln. Besonders hilfreich ist es für Teams, bei denen die Skalierung stark über Personal- und Vertriebsaufbau läuft. Für reine Technologie- oder Produktentwicklungen ist es vielleicht etwas weniger passend – aber für alle, die als Organisation wachsen wollen, ist es genau richtig.

Dieser Artikel wurde initial auf auf cyberforumde.de am 14.08.2025 veröffentlicht | zum Original-Artikel

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Leadership ist keine Frage des Titels – sondern des Übergangs.